Dass das Verhältnis zwischen dem Paschinger Alt-Bürgermeister Fritz Böhm und seinem Nachfolger Markus Hofko keinesfalls mit einer Männerfreundschaft gleichzusetzen ist, ist allgemein bekannt. Umso mehr überrascht die Rolle, die der prominente Ex-Ortschef als Solo-Gemeinderat bis dato in der Ära Hofko einnimmt.
In den beiden Vorperioden hatte die Liste Böhm im Paschinger Gemeinderat noch jeweils vier Mandate inne. Die Ausrichtung war eine äußerst kantige, es verging keine Sitzung, in der das Quartett nicht gleich mehrere Gegenstimmen abgab und seine abweichende Meinung – vor allem in Person des Fraktionsführers Helmut Hofstadler – in aller Entschlossenheit kundtat.
Nachdem man bei den Wahlen im Jahr 2021 nur noch 3,64 Prozent der Stimmen und damit gerade noch so ein Mandat geholt hatte, erfolgte bei der Liste Böhm ein radikaler Wandel. Fritz Böhm stimmte als Solo-Mandatar (mit Ausnahme eines Antrags auf Reduktion der Aufwandsentschädigung für Mandatare) allen Anträgen und Vorbringen des Team Hofko im Gemeinderat zu. Auch sind keine kritischen Wortmeldungen protokolliert, laut gelacht wird dafür immer wieder bei Wortmeldungen der Grünen Fraktion.
Ohne dass auf dieser Frage zu viel Gewicht lagert oder damit besondere Bemühungen einhergegangen wären, ist es dem neuen Bürgermeister Markus Hofko offenbar gelungen, mit proaktiver Einbindung auch Böhm für seinen politischen Kurs zu gewinnen. In der Liste Böhm ist die neue Ausrichtung klarerweise nicht unumstritten, stellt sie doch eine gewaltige Zäsur dar.
Aus Sicht der Einzelperson Böhm macht das alles aber durchaus Sinn. Wer von der Zweistelligkeit auf unter vier Prozent abstürzt, dem ist unter normalen Umständen keine große politische Zukunft mehr beschieden. Warum hier viel Aufwand betreiben, warum sich im doch höheren Alter immer wieder aufreiben? Auch ist der Kurswechsel gewiss in der neuen personellen Zusammenstellung der Liste begründet. Unter der jahrelangen Nummer zwei der Liste, Helmut Hofstadler, würde man wohl einen völlig anderen Kurs fahren.