Verkehrslandesrat Günther Steinkellner, VCÖ und ÖBB verkündeten Dienstagmittag den Start des VCÖ Mobilitätspreises. Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch interessante Statistiken zutage gefördert. So beträgt etwa der Besetzungsgrad bei Fahrten zur Arbeit pro Auto 1,06 Personen. Schon bei einem Wert ab 1,2 könnte, so Steinkellner, Stau vermieden werden.
„Mobilität nachhaltig verbessern“ ist das Motto des diesjährigen VCÖ Mobilitätspreises Oberösterreich, der am Dienstag von Landesrat Günther Steinkellner, dem VCÖ und den ÖBB gestartet wurde. Eine aktuelle VCÖ Analyse zeigt, dass nachhaltige Mobilität in Oberösterreich zunehmend beliebter wird. Das Potenzial, dass mehr Alltagswege zu Fuß, mit Fahrrad, Öffentlichem Verkehr oder mit Fahrgemeinschaften zurückgelegt werden, ist groß.
„Nachhaltige Mobilität bringt vielfache Vorteile: Sie reduziert Staus, Verkehrslärm und Energieverbrauch, sie verbessert die Luftqualität und die Lebensqualität der Bevölkerung. Mehr öffentliche Verkehrsverbindungen und eine gute Rad-Infrastruktur erhöhen die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl und verringern die Kosten der Mobilität sowohl für die Einzelnen als auch für die Gesellschaft insgesamt“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest.
Viele Fahrrad-Haushalte, wachsende Anzahl an Jahreskarten für Öffentlichen Verkehr
Bereits 80 Prozent der oberösterreichischen Haushalte verfügen über mindestens ein funktionstüchtiges Fahrrad oder Elektro-Fahrrad, wie die Mobilitätserhebung des Landes Oberösterreich zeigt. Jeder 6. Haushalt hat ein Elektro-Fahrrad, mit dem auch längere Distanzen oder Steigungen leichter und einfacher zu bewältigen sind. Im Jahr 2022 hatte jede fünfte Person in Oberösterreich eine Zeitkarte für den Öffentlichen Verkehr. Seither ist die Zahl der Klimaticket-Inhaber deutlich gestiegen. Insgesamt haben bereits mehr als 80.000 ein Klimaticket Österreich, Oberösterreich oder Regional, berichtet die Mobilitätsorganisation VCÖ.
Je nach Mobilitätszweck unterschiedlich hoher Anteil nachhaltiger Mobilität
Das Mobilitätsverhalten ist je nach Wegzweck verschieden. Bei Ausbildungswegen, also zur Schule oder Universität, ist der Öffentliche Verkehr der klare Spitzenreiter in Oberösterreich: 42 Prozent dieser Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Immerhin 23 Prozent der Wege werden zu Fuß gegangen, fünf Prozent mit dem Fahrrad gefahren. Den höchsten Anteil an zu Fuß gegangenen Wegen gibt es bei Erledigungen, Besuchen und anderen Freizeitwegen, etwa ins Kaffeehaus, ins Kino oder zum Fußballplatz mit rund 26 Prozent. Einkäufe werden zu 20 Prozent zu Fuß erledigt. Immerhin acht Prozent der Einkäufe werden mit dem Fahrrad gemacht.
Kinder sowie Seniorinnen und Senioren mit höchstem Anteil bewegungsaktiver Mobilität
Alltagswege dort, wo es möglich ist, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, hilft gegen Bewegungsmangel. So kommt man regelmäßig auf eine gesunde Portion Bewegung. Oberösterreichs Spitzenreiter beim Anteil von Gehen und Radfahren an der Mobilität sind übrigens die 75- bis 84-Jährigen, die 35 Prozent ihrer Wege bewegungsaktiv zurücklegen, knapp vor den 6- bis 14-Jährigen mit einem Anteil von 32 Prozent.
Arbeitswege – großes Potenzial für Öffis, Radverkehr und Fahrgemeinschaften
An Werktagen stehen Staus in der Regel im Zusammenhang mit dem Weg von oder zur Arbeit. Das heißt, Maßnahmen beim Arbeitsweg tragen wesentlich zur Verbesserung der Verkehrssituation unter der Woche bei. Mit 75 Prozent gibt es dreimal so viele Fahrten mit dem Auto zur Arbeit wie mit Öffentlichem Verkehr, Fahrrad und zu Fuß zusammen, weist der VCÖ auf ein weiteres Ergebnis hin. Die meisten Menschen fahren alleine mit dem Auto zur Arbeit, mit 1,06 Personen pro Pkw ist der Besetzungsgrad noch niedriger als auf den Autofahrten insgesamt (1,2 Personen pro Pkw). Das Potenzial für Fahrgemeinschaften ist am Arbeitsweg besonders groß.
Betriebe und Unternehmen können Anreize setzen, dass Fahrgemeinschaften gebildet werden, durch Apps, Informationen und Belohnungen. Auch das Potenzial für den Radverkehr ist am Arbeitsweg groß: Jeder dritte Arbeitsweg ist kürzer als fünf Kilometer. Betriebe und Unternehmen können ihre Beschäftigten mit Jobrädern unterstützen, mit Belohnungen, und wesentlich sind natürlich auch sichere Fahrradabstellplätze und Duschmöglichkeiten. Insgesamt wird das Pendeln mit dem Fahrrad zunehmend beliebter. So hat gegenüber dem Jahr 2012 die Zahl der mit dem Fahrrad nach Linz zur Arbeit Pendelnden immerhin um gut 70 Prozent zugenommen.
Beim Ballungsraum Linz ist gut zu sehen, dass die Bevölkerung Verbesserungen beim Bahnangebot annimmt. Im Jahr 2016 wurde das S Bahnsystem eingeführt, es pendeln nun um ein Drittel mehr mit der Bahn nach Linz als noch vor zehn Jahren. Ein wirksamer Anreiz, mit Bahn oder Bus statt dem Auto zur Arbeit zu fahren, ist das Öffi-Jobticket. Hier zeigt die Mobilitätserhebung Oberösterreich, dass die Betriebe und Unternehmen im Land deutlich aufholen können. Nur fünf Prozent der Beschäftigten hatten im Jahr 2022 ein Öffi-Jobticket. Last but not least trägt auch Homeoffice zur Reduktion von Staus bei. Immerhin zwei Drittel der Beschäftigten können im Homeoffice arbeiten, die Hälfte davon sogar zwei oder mehrere Tage.
Insgesamt sind viele Alltagswege in Oberösterreich kurz
Nicht nur am Arbeitsweg ist der Anteil kurzer Wege hoch: Insgesamt sind die Hälfte aller Alltagswege in Oberösterreich kürzer als fünf Kilometer. Der Anteil der Alltagswege, die kürzer als ein Kilometer sind, ist mit rund 16 Prozent viereinhalb Mal so hoch wie der Anteil der Alltagswege, die länger als 50 Kilometer sind. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Länge eines Fußweges ist 1,7 Kilometer, die durchschnittliche Distanz mit dem Fahrrad, wenn es als Verkehrsmittel genutzt wird, beträgt 4,4 Kilometer. Viele Autofahrten sind in Radfahrdistanz. Immerhin sechs von zehn Menschen in Oberösterreich haben ein Lebensmittelgeschäft in fußläufiger Distanz, sieben von zehn eine Bus Haltestelle und vier von zehn einen Bahnhof bzw. Bahn-Haltestelle.
Nachhaltige Mobilität legt in Oberösterreich zu
Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher fahren bereits doppelt so viele Kilometer mit dem Fahrrad wie noch im Jahr 2012. Zudem werden um 20 Prozent mehr Kilometer zu Fuß gegangen und um rund 50 Prozent mehr Kilometer mit dem Öffentlichen Verkehr gefahren. „Damit sich die Verkehrssituation nachhaltig verbessert, braucht es auch Pionierinnen und Pioniere. Und diese sucht der VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich“, stellt VCÖ Sprecher Christian Gratzer fest.
20. VCÖ-Mobilitätspreis OÖ startet mit Motto „Mobilität nachhaltig verbessern“
Der VCÖ-Mobilitätspreis OÖ begeht heuer sein 20-Jahr-Jubiläum. Wie groß Innovationsgeist und Umsetzungskraft in Oberösterreich sind, zeigen die mehr als 600 Projekte, die bisher beim VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich eingereicht wurden. 36 Projekte wurden in diesen 20 Jahren beim VCÖ Mobilitätspreis OÖ ausgezeichnet, davon waren 17 von Unternehmen, zwölf von Gemeinden und Städten, fünf von Schulen und zwei von Vereinen.
Auch heuer sind Betriebe und Unternehmen, Startups, Gemeinden und Städte, Tourismusregionen, Wohnbauträger, Schulen und Universitäten und Vereine aufgerufen, Projekte einzureichen, die schon heute zeigen, wie die Mobilität der Zukunft besser, effizienter und umweltverträglicher sein kann.
„An einem durchschnittlichen Werktag legten die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher etwa 65,5 Prozent aller Wege mit dem Auto zurück. Das Automobil ist somit nach wie vor das wichtigste Fortbewegungsmittel in unserer Gesellschaft.
Die räumliche Lage des Wohnorts hat einen wesentlichen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl. Je ländlicher der Bezirk, umso höher ist im Durchschnitt der Anteil jener Wege, die mit dem Pkw zurückgelegt werden. Es können somit nicht alle Wege auf den Umweltverbund transferiert werden. Die Vielfältigkeit unserer Mobilitätsalternativen ist aber dennoch so umfangreich wie nie zuvor und dies kann auch in viele Bereiche des alltäglichen Lebens miteingebunden werden. Besonders der E-Bike-Boom eröffnet ein neues Mobilitätsspektrum. Der Radius der aktiven Fortbewegung wird dadurch erweitert und kann als wohltuende und vitalitätsfördernde Mobilitätsalternative in zahlreiche Bereiche des alltäglichen Lebens integriert werden“, so Landesrat für Infrastruktur und Mobilität Mag. Günther Steinkellner.
DI Eva Hackl, Regionalmanagerin der ÖBB-Personenverkehr AG Oberösterreich, freut sich auf spannende Ideen und Einreichungen: „Damit wir die Mobilitätswende in einem so wunderbar vielfältigen Bundesland wie Oberösterreich schaffen, braucht es viele unterschiedliche, innovative Ideen, die die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer in den Fokus rücken. Egal ob für die Erreichbarkeit von Arbeit, Schule und Uni oder in der Freizeit: Mutige Verkehrslösungen erzeugen weniger Staus, fördern unsere Gesundheit und sind obendrein noch gut für die Umwelt.“
Der VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich wird vom VCÖ in Kooperation mit dem Land Oberösterreich und den ÖBB durchgeführt und auch vom Verkehrsverbund Oberösterreich unterstützt. Einreichfrist ist der 29. Mai 2024, Einreichunterlagen und Informationen zum VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich gibt es unter www.vcoe.at und beim VCÖ unter (01) 893 26 97. Die Einreichungen zum VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich werden von einer Fachjury bewertet. Im September werden die am Besten bewerteten Projekte von VCÖ, Landesrat Günther Steinkellner und ÖBB ausgezeichnet. Im Vorjahr gewann das Mühlviertler Unternehmen Frauscher Sensortechnik für sein betriebliches Mobilitätsmanagement den VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich.
Foto: Daniel Kauder/Land OÖ