Leonding/pö. Seit Oktober lädt der „Paschinger Anzeiger“ im Rahmen der Reihe „Rathausgespräche“ Persönlichkeiten der im Gemeinderat vertretenen Parteien in gestürzter Reihenfolge des letzten Wahlergebnisses zum Talk ein. Im vierten Teil spricht Sven Schwerer von den Grünen über Meilensteine, Ziele und Herausforderungen.
Paschinger Anzeiger: Herr Schwerer, die Leondinger Grünen haben bei der Gemeinderatswahl 2021 das erlaubte Maximum von 74 Kandidaten auf der Liste gestellt. War das ein Kraftakt?
Sven Schwerer: Das ist wirklich rekordverdächtig. Linz hat die Möglichkeit, 120 aufzustellen und macht das auch, ansonsten sind wir damit in Oberösterreich aber allein, wir legen auf eine breite Liste aber auch Wert. Normalerweise werden die Wahllisten mit Familienmitgliedern zusätzlich aufgefüllt, das ist bei uns nur sehr untergeordnet der Fall. Unser Zugang ist es, dass wir die Leute persönlich ansprechen, auch haben die ersten Zehn auf der Liste den Auftrag bekommen, jeweils mindestens zwei Personen zu werben. Ich denke, dass wir auch hundert geschafft hätten.
Kann man ein derart großes Team überhaupt zufriedenstellen, die Ausschussmandate sind ja enden wollend?
Spannenderweise ja, zumal man nicht für alle 74 Aufgaben finden muss. Manche Leute wissen schon allein den damit verbundenen Informationsgewinn sehr zu schätzen, mit anderen ist locker vereinbart, dass sie nicht sofort, sondern beispielsweise in drei oder vier Jahren aktiv werden können. Wir haben jetzt etwa ganz unvermutet zwei Personen neu in den Ausschussteams, weitere zwei befinden sich in Warteposition, damit hätten wir 2021 nicht gerechnet. Wir haben uns zuletzt auch verstärkt um interne Strukturen gekümmert und auch das Diskussionsformat der „Grünen Mittwoche“ eingeführt, bei dem alle Menschen aus Leonding herzlich willkommen sind.
Ist Rat aus Leonding dann auch bei den Schwesterfraktionen im Bezirk gefragt?
Wir unterstützen die anderen Gemeindegruppen im Bezirk, stellen mit Lukas Linemayr auch den Bezirkssprecher. Wir waren beispielsweise bei den Gründungssitzungen der Paschinger dabei und helfen bei den nächsten Wahlen Enns und Asten beim Plakatieren.
Nun waren bei den Plänen zur Errichtung von PV-Anlagen auf der Wiese die Freiheitlichen lauter, gegen das Wohnprojekt Doppl läuft Frau Socher Sturm. Müssen die Grünen aufgrund ihrer Mandatsstärke pragmatischer auftreten?
Was wir nicht tun werden, ist populistisch aufzutreten, das ist in den beiden Fällen gegeben. Das besagte Grundstück in Doppl ist seit Jahrzehnten Bauland, es wäre total vermessen, hier vehement dagegen aufzutreten. Wir bekennen uns zum maßvoll verdichteten Wohnbau in Leonding. Was die andere Frage betrifft: Energiewende wird es ohne Photovoltaik auf Freiflächen nicht geben. So wie im konkreten Fall darf man es aber nicht machen, das kommt einer Versiegelung gleich. Wir haben uns als Fraktion enthalten, weil es das am besten trifft, ich persönlich wäre dagegen gewesen.
Leonding ist in den letzten Jahren, was die Bevölkerung betrifft, stark gewachsen. Wie bewerten Sie das Wachstum der Stadt?
Es ist noch nicht das Ende erreicht, da mit dem UNO-Shopping-Gelände ein neuer Stadtteil dazukommt, das sind ein paar Tausend Menschen. In anderen Stadtteilen ist die Verdichtung wiederum fast erreicht. Auch im Ortszentrum ist maßvolle Verdichtung möglich und notwendig, ich bin daher ein Gegner von Obergrenzen bei der Bevölkerungszahl. Wo ich schon für einen Deckel bin, ist bei der Flächenversiegelung, und den haben wir erreicht.
Auf welche Themen legen die Grünen in Leonding den Fokus?
Wir haben in den nächsten Jahren große Bauprojekte, wie den Schulneubau im Zentrum, das Gymnasium und dann ist da noch das Shopping-Gelände. Da werden wir uns für die Umweltverträglichkeit einsetzen, was wir im Prinzip schon geschafft haben, weil das Schulzentrum nicht auf der grünen Wiese errichtet wird. Gerade beim UNO gibt es großes Potenzial für einen Vorzeigestadtteil. Ansonsten konzentrieren wir uns, so blöd das klingt, auf uns selbst. Wir müssen die Themen gut erklären, die Geschichten erzählen und so mit möglichst vielen Menschen in Kontakt kommen. Wir wollen uns möglichst breit aufstellen und viel mit den Leuten reden.
Was will man in der bis 2027 laufenden Periode konkret noch erreichen?
Wir werden unsere neue Umweltstadträtin Steffi Thaler voll dabei unterstützen, dass die Klimastrategie umgesetzt wird. Wir wollen hier Verbindlichkeiten und Evaluierungen, am besten extern begleitet. Der Sinn wäre, dass man jedes Projekt auf Klimaverträglichkeit prüft. Die Schwerpunktthemen sind Bodenversiegelung und Mobilität, genau hier liegt unsere Expertise. 2027 wollen wir dann zweitstärkste Partei werden.
Foto: Die Grünen Leonding